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Bericht St Georg 2014
Von sven | 20.Oktober 2015
Die Rügen Experience
Hier auszureiten, muss ein Traum sein! Vor uns liegt der Tegelhof, nach Aussage seines Besitzers Sven Arlt der schönste Reiterhof auf Rügen. Naja, das behauptet wohl jeder von seinem Grund und Boden. Aber der erste Eindruck ist durchaus positiv. Unser Auto parkt unter einer Reihe alter Eichen. Die begrenzen eine Wiese, die sich zur Linken beinahe bis zum Horizont erstreckt. Zur Rechten mümmeln mehrere Pferde auf drei großzügigen Paddocks Heu. Etwas unterhalb schirmt ein Stall den Blick auf den Rest des Tegelhofes ab. Normalerweise steht Hausherr Arlt zur Begrüßung seiner Gäste bereit. Derzeit ist er allerdings noch unterwegs auf einer seiner Baustellen, die er als Bauleiter betreut. Wenn er morgens um sieben in Berlin sein muss, steht er eben um drei Uhr auf. Aber er kehrt abends immer wieder nach Hause zurück.
Gründerjahre
In diesem Jahr feiert er 20-jähriges Rügen-Jubiläum. Kurz nach der Wende kam er aus Siegen in Nordrhein-Westfalen mit nichts als einem Kofferraum voll Werkzeug auf Deutschlands größter Insel an und fand hier seine große Liebe: einen Haufen baufälliger Betonbaracken auf einer Waldlichtung, umgeben von endlos weiten Wiesen. „Damals wusste ich, hier will ich bleiben“, erinnert er sich. Arlt war 28 Jahre alt und hatte nichts zu verlieren. Mit seiner eigenen Hände Arbeit schaffte er aus dem Nichts ein kleines Paradies (Und das sieht man diesen Händen an!). Zehn Jahre nachdem er sich auf Rügen niedergelassen hatte, stand sein Traum. Aus einer ehemaligen Schafzuchtanlage war ein Reiterhof geworden. Arlts rissige Hände lassen erahnen, dass es bis dahin ein weiter Weg war. Wenn man sich den Tegelhof heute anschaut, kann man sich nicht vorstellen, wie es hier einst ausgesehen haben mag. Wo jetzt der Stall mit schmucken Außenboxen auf der einen und Heu-, Stroh- und Gerätelager auf der anderen Seite den Tegelhof begrenzt, standen damals nur noch mit Grafitti verschmierte Grundmauern um die Reste des eingestürzten Daches. Und das erste Gästehaus, das heute ein anheimelnder Fachwerkbau mit Reetdach ist, war damals ebenfalls ein lieb- und einfallslos zusammengeklatschter Steinhaufen. Pluspunkt: Beim Abreißen der Gebäude musste man sich keine große Mühe mehr geben … Die Gästehäuser, die Reithalle, einfach alles, vom Weidezaun bis zur Ausstattung der Badezimmer in den Gästehäusern und der Einrichtung des Saunahäuschens hat Arlt selbst aufgebaut. Die Pferdeliebe hat er von seinen Eltern geerbt – „Ich glaube, ich bin auf dem Pferd gezeugt worden.“ Vater Arlt war begeisterter Trakehner Züchter. Auch das Herz seines Sohnes schlägt für Trakehner. Die Pferde stehen den ganzen Tag draußen. Einige Einsteller sind darunter, Arlts eigene Pferde inklusive seines Lieblings PON (= „Pferd ohne Namen“ ) sowie die Friesen und Fell-Ponys der Reitlehrerin vom Tegelhof, Astrid Jahn. Wer den eigenen Vierbeiner mitbringen will, kann sich über großzügige Gastboxen und Weidemöglichkeiten freuen. Und über das Gelände rund um den Tegelhof. „Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben!“, findet Sven Arlt und organisiert flugs Reitkappe, Handschuhe und Chaps für die verdutzte Reporterin. „Darf ich vorstellen: Lila Pause!“ Er deutet auf eine kleine braune Stute, die mit den anderen auf dem Paddock Heu mümmelt. „Westfale. Viel Blut, ein wenig heiß. Ist das okay?“ Das werden wir dann sehen. Arlt sattelt sich seinen PON. Lila Pause macht ein erwartungsfrohes Gesicht – endlich mal Abwechslung! Wir reiten los, im Schritt über die mit gelben Butterblumen gesprenkelte Wiese, dann in die Felder. Raps, so weit das Auge blicken kann. Wir traben in der Pflegespur mitten durchs Feld. Arlts PON überrascht mit Bewegungen, die einem Grand Prix-Dressurpferd zur Ehre gereichen. Arlt grinst: „Er ist ein Halbbruder von Hubertus Schmidts Imperio. Die haben dieselbe Mutter.“ Das erklärt natürlich einiges. Hier trabt der rechte Bruder eines Bundeschampions. Da muss die Lila Pause sich ganz schön anstrengen. Findet sie auch. Galoppieren ist einfacher. Vor uns liegt nun eine lange Wiese, leicht ansteigend, perfekt für einen kleinen Galopp. „Sollen wir?“ Was für eine Frage! Die Pferde fegen los, bis vor uns der Waldrand auftaucht. Wir parieren durch und folgen einem Pfad durch die Bäume hindurch. Die Sonnenstrahlen brechen durch das frühlingsgrüne Blätterdach und beleuchten einen Teppich aus weißen Anemonen. So muss es rund um Bullerbü sein! Auf dem Rückweg nehmen wir noch ein paar Baumstämme auf der Geländestrecke mit. Ein Bad im Teich bildet den krönenden Abschluss. Danach entlassen wir die Pferde auf die Weide unterhalb der Gästehäuser. Wer sich auf dem Tegelhof einmietet, kann hier vom Liegestuhl auf der Terrasse das eigene Pferd beim Grasen beobachten. Inzwischen steht die Sonne tief am Himmel. Zum Abendessen trifft man sich an der „Tränke“, einem niedrigen Holzhaus inmitten der Wiese, auf der der Hof steht, dem Epizentrum des gesellschaftlichen Lebens auf dem Tegelhof. Später fallen wir müde ins kuschelige Bett unter dem Dach unserer Ferienwohnung. Von draußen dringen die Geräusche des Waldes herein – das Rauschen der Bäume, ab und zu mal ein Käuzchen. Ansonsten hört man – nichts. Irgendwie könnte man es hier noch ein paar Tage länger aushalten …
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